Verwandlungen – die malerische Welt von Aurèle Oggier.

Die Bildwelt von Aurèle Oggier schöpft aus einem reichen Schatz verborgener Sinnzusammenhänge von alltäglichen Dingen, vertrauten Figuren – Mensch und Tier – und Bildlandschaften, die in den Malereien und Pinselskizzen auf Leinwand und Papier eine poetische Tiefe bekommen. Mit der Setzung einer ersten Farbe oder Linie auf die leere Leinwand oder das Papier wird ein Gestaltungsprozess in Gang gebracht: Das Thema des Bildes stellt sich ein, das im Malprozess jedoch verwandlungsfähig bleibt und seinen Abschluss findet, wenn jenseits aller Logik und Kalkül die Komposition des Bildes stimmig ist. Häufig verwendet Aurèle Oggier auch bereits bedruckte Papiere aus Büchern, deren motivischen wie linearen Vorgaben aufgegriffen und umgedeutet werden, so dass der ursprüngliche Gegenstand – beispielsweise der Grundriss oder die Innenansicht einer Barockkirche – Hintergrund einer neuen Bilderzählung wird. Während die Pinselzeichnungen die Spontaneität der Motivfindung deutlich zeigen, ist in der Malerei von Aurèle Oggier das Ringen um die finale Form sichtbar, die schliesslich in eine zeitlose Stille mündet.

Die Metamorphose des Gegenstandes, der Aufenthalt im Übergang zwischen zwei Zuständen, die Bewegung von Pinselstrich und angedeuteten Gegenständen im Bild – das sind Beobachtungen, die sich beim Betrachten der Bildwerke von Aurèle Oggier einstellen. Verwandlung und Mehrdeutigkeit, der Ausgleich sich gegenüberstehender Prinzipien sind bildbestimmende Themen in den Bildwerken des Künstlers. Sie werden an der Figur und dem Bildraum exemplifiziert, ohne jedoch in der gegenständlichen Kunst im eigentlichen Sinne aufzugehen. Die malerische Geste findet den Gegenstand, um ihn wieder aufzulösen und vieldeutig zu halten.Neben diesen formalen Auseinandersetzungen der Bildfindung und der malerischen und koloristischen Raffinesse der Bildgestaltung leben die Werke von Aurèle Oggier von erzählerischem Witz und pointierter Emotionalität, besonders wenn es um die Figur geht. Der Kopf ist nicht individualisiertes Portrait, sondern verbirgt sich unter der Farbe. Die Hände der Figuren halten Gegenstände, wie in einem Gespräch mit ihnen vertieft oder ziehen etwas wie aus einer Zauberkiste hervor. Kleidungsstücke werden zur Form oder zum Objekt, vor allem aber sind sie vom Körper getrennt. Und die Tiere werden in die menschliche Welt hineingesogen. Es entstehen Mischwesen oder als dialogische Partner sind sie in das Bildgeschehen verwoben.

Rainer Lawicki




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